Der Papua Blog
Das Baliem Valley
Heimat der Dani: Eine kurze Einführung
Text und Fotos von Marc Weiglein
SHANGRI-LA*
Die Stämme des Baliem-Tals zu besuchen, ist ein Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte – vor allem, wenn man auf der Suche nach einer exotischen und kulturell einzigartigen Erfahrung in Indonesien ist. Das Tal ist die Heimat der Stämme der Dani und Lani, die diese üppige und fruchtbare Region seit Jahrhunderten bewohnen.
Das Baliem-Tal liegt auf etwa 1700 Metern Höhe und erstreckt sich über rund 75 Kilometer Länge und bis zu 15 Kilometer Breite. Es blieb bis 1938 völlig unbekannt für die westliche Welt – bis der amerikanische Entdecker Richard Archbold es entdeckte. Seine Expedition war eine kleine Sensation, denn bis dahin war man überzeugt, dass es im zentralen Hochland nur schroffe Gebirgszüge gäbe. Stattdessen fand man ein weitläufiges, fruchtbares Tal voller Leben.
Das Baliem-Tal, das oft als das wahre Shangri-La bezeichnet wird, hat sich seit Mitte der 1970er Jahre erheblich entwickelt, aber nicht alle Gemeinschaften sind gleichermaßen von der Begegnung mit der Moderne betroffen. Der Stamm der Dani zeichnet sich besonders durch seine einzigartigen kulturellen Praktiken aus, zu denen auch seine enge Beziehung zu Schweinen gehört (mehr dazu später).
*Def.: Shangri-La: Ein abgelegener, schöner, imaginärer Ort, an dem das Leben nahezu perfekt ist.
LEBEN DAMALS UND HEUTE
In der Vergangenheit lebten die Dani in relativer Isolation und ernährten sich hauptsächlich von Ackerbau und Schweinezucht. Sie lebten in kleinen, isolierten Gemeinschaften, und ihr soziales und wirtschaftliches Leben basierte weitgehend auf traditionellen Bräuchen und Glaubensvorstellungen. Auch heute ist die Lebensweise der Dani noch sehr traditionell. Die meisten von ihnen leben immer noch in befestigten Siedlungen, den sogenannten Weilern, die von einfachen Holzzäunen umgeben sind, zu denen man über Leitern gelangt. Das Zentrum des Dorfes ist das Männerhaus, mit Familienhütten und einem gemeinsamen Kochhaus in der Nähe.
Traditionell tragen die Dani-Männer nur einen ausgehöhlten Kürbis, die Koteka. Ältere Männer sind häufig ausschließlich damit bekleidet, während jüngere meist westliche Kleidung tragen – zumindest im Alltag. Frauen tragen Röcke aus Rindenbast, wohlhabendere Frauen manchmal auch aus Orchideenfasern. Schmuck aus Muscheln, Knochen, Samen oder bunten Vogelfedern ist bei beiden Geschlechtern üblich. Die Männer sind auch für ihren Nasenschmuck berühmt: Die Stoßzähne eines Wildschweins werden durch die Nasenscheidewand gestoßen, um dem Träger die Stärke und das gefährliche Aussehen des Tieres zu verleihen.
Das Hochland von Neuguinea gilt als einer der wenigen Orte auf der Welt, an denen sich die Landwirtschaft unabhängig entwickelt hat. Die Dani bewirtschaften ihr Land noch immer mit traditionellen Methoden: kleine Gartenflächen, Asche als natürlicher Dünger und sorgfältige Fruchtfolge, um den Boden fruchtbar zu halten. Selbst an steilen Hängen bauen sie Süßkartoffeln, Taro, Tomaten, Maniok, Avocados, Gurken und vieles mehr an.
WAM(ENA)
Das wichtigste Tier im Leben der Dani ist das Schwein. Es hat zentrale Bedeutung in sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das Wort für Schwein lautet in der lokalen Sprache „Wam“ – daher auch der Name der Hauptstadt Wamena. Schweine gelten als lebensnotwendig. Sie dienen nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Tauschmittel, bei Zeremonien, als Mitgift oder als Statussymbol. Je mehr und größere Schweine eine Familie besitzt, desto angesehener ist sie im Dorf. Die Tiere werden mit großer Sorgfalt aufgezogen, oft sogar in den Wohnhäusern gehalten, um sie vor Gefahren und Diebstahl zu schützen. Sie werden mit speziellem Futter gefüttert und erhalten Namen, die ihre Persönlichkeit und ihre Eigenschaften widerspiegeln. Wenn ein Schwein geschlachtet wird, geschieht dies immer im rituellen Rahmen.
Die Dani sind berühmt für ihre aufwendigen Schweinefeste, bei denen Dutzende von Schweinen geschlachtet und stundenlang in einer unterirdischen Grube gekocht werden. Diese Feste sind ein wichtiger Bestandteil der Kultur der Dani und werden oft zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten und Beerdigungen gefeiert. Neben diesen traditionellen Schweinefesten, finden in der heutigen Zeit auch viele kleine Schweinfeste statt. Keine politische Veranstaltung oder größerer Event wird ohne Schweinefest abgehalten und auch für Touristen werden Schweinefeste organisiert. Für das gastgebende Dorf sind solche kleinen Schweinefeste eine willkommene Ablenkung, und normalerweise kommt das ganze Dorf zusammen, um ein Stück des geschätzten Schweinefleisches zu genießen.
Übrigens: Im Tal leben auch mehrere Arten von Paradiesvögeln, darunter der spektakulär schöne Superb Bird of Paradise (das „schwärzeste Tier der Welt“ – googeln lohnt sich!) und der King of Saxony’s Bird of Paradise („Sachsenkönig“), der nur hier vorkommt.
TOURISMUS IM BALIEM-TAL
Der Tourismus im Baliem-Tal steht noch ganz am Anfang. Die Anreise ist weiterhin nur per Flugzeug möglich, und logistische Herausforderungen haben den Ausbau touristischer Infrastruktur stark verlangsamt. Aufgrund logistischer Schwierigkeiten sind die Modernisierungsbemühungen nur langsam vorangekommen und die Fortschritte in der wirtschaftlichen Entwicklung waren relativ bescheiden. Infolgedessen ist das Wachstum des Tourismus in der Region begrenzt und nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ist auf das Einkommen aus dem Tourismus angewiesen oder daran gewöhnt. Genau das macht den besonderen Charme des Tals aus: Es ist ruhig, authentisch und nicht kommerzialisiert – bis heute. Lesen Sie mehr darüber in unserem ausführlichen Artikel:
Die richtigen Erwartungen vor einer Reise ins Baliem Valley
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WIE REIST MAN AN?
Wie gesagt, das Baliem-Tal ist nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Der Flughafen von Wamena (Flughafencode: WMX) ist die einzige Verbindung zur Außenwelt. Für die Anreise müssen Sie zunächst nach Jayapura (Flughafencode: DJJ) und dann weiter nach Wamena fliegen. Die Strecke zwischen Jayapura und Wamena wird von WingsAir (unsere Empfehlung) und TriganaAir bedient. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel:
Anreise nach Papua.
BELIEBTE TOUREN UND AUSFLÜGE IM BALIEM-TAL
Das Baliem Valley ist hervorragend geeignet, um einen intensiven Einblick in die Kultur Papuas zu erhalten. Die Region kann sich einer bemerkenswert robusten und faszinierender Kultur rühmen, und außerhalb des städtischen Zentrums von Wamena bewahren die Bewohner weiterhin eine traditionelle Lebensweise inmitten einer nahezu unberührten Natur. Das Klima ist sehr gemäßigt und nicht tropisch, was dem Besucher einen angenehmen Aufenthalt ohne Angst vor tropischen Krankheiten wie Malaria ermöglicht, was auf die Höhenlage und die gemäßigten Temperaturen zurückzuführen ist. Das Baliem-Tal kann auf verschiedenen Tagestouren mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad erkundet werden, so dass alle Besucher ein optimales, auf ihre Vorlieben abgestimmtes Erlebnis genießen können.
Beliebte Tagestouren sind unter anderem:
– Besuch einer Salzquelle und der Häuptlingsmumie von Kurulu.
– Eine Wanderung von Dorf zu Dorf im südlichen Baliem-Tal, fernab der Straße
– Die Kotilola-Höhle und die Mumie von Meagaima
– Habbema See, der höchstgelegene See Indonesiens
– Besuch eines Schweinefestes
Tourpakete enthalten in der Regel eine Vorauswahl an empfohlenen Tagestouren. Hier ein Beispiel für einen 6-tägigen Reiseverlauf: Kulturreise ins Baliem Valley
Auch längere Trekkingtouren sind möglich und bieten allen, die über die nötige Kondition verfügen, ein tolles und ursprüngliches Outdoorerlebnis. Das Trekking in den Bergen kann anspruchsvoll sein und die einfachen Bedingungen in den Nachtlagern sind nicht für jeden geeignet. Hier ein Beispielprogramm mit Trekking: 4-Tage-Trekking Im Südlichen Baliem Valley
KOMBINATION MIT RAJA AMPAT
In den letzten Jahren haben immer mehr Reisende die Idee, einen Besuch im Baliem Tal mit einer Reise nach Raja Ampat zu verbinden – oder umgekehrt: eine Tour nach Raja Ampat, bekannt für seine paradiesische Landschaft, weißen Sandstrände und spektakuläre Unterwasserwelt, mit einem kulturellen Erlebnis im Hochland von Papua zu kombinieren.
Diese Kombinationsreisen werden immer beliebter, und wir organisieren sie regelmäßig – sowohl für Individualreisende als auch für kleine Gruppen. Hier ein Beispielprogramm:
From Highlands to Islands: Baliem Valley & Raja Ampat
PERSÖNLICHE ANMERKUNG ZUM SCHLUSS
Für mich ist das Baliem Valley das faszinierendste Reiseziel Indonesiens. Das gemäßigte, kühle Klima, die spektakuläre Berglandschaft, die nahezu unberührte Natur und das völlige Fehlen touristischer Infrastruktur sind eine Kombination, die man in unserer Welt nur sehr selten findet. Kombiniert man dies mit der faszinierenden Kultur der Dani- und Lani-Stämme und man hat das gefunden, was ich gerne als „den ursprünglichsten Ort der Welt“ bezeichne. Und man darf nicht vergessen, dass es bis heute nicht einfach ist, dorthin zu gelangen, was sicherstellt, dass die Kommerzialisierung und Infantilisierung des Baliem-Tals als Reiseziel nicht so schnell eintreten wird.
Kurzum, es ist ein schwer zugänglicher Ort mit echten Menschen für echte Reisende.